20. Februar 2024

ErzählMal – Im Gespräch mit der Freiwilligen der Ukrainehilfe Lela B.

Als der Krieg in der Ukraine ausbrach, fühlte sich Lela B. hilflos. Ihr war klar, dass sie helfen musste und meldete sich als Freiwillige beim Diakoniewerk. Im Interview erzählt sie uns über ihr vielseitiges freiwilliges Engagement der letzten beiden Jahre.

Liebe Frau B., wie sind Sie dazu gekommen sich als Freiwillige für die Ukrainehilfe zu engagieren?

Ich komme ursprünglich aus Georgien. Wir hatten den gleichen Krieg bei uns vor 14 Jahren. Als Russland die Ukraine angegriffen hat, sind meine eigenen Erlebnisse wieder hochgekommen. Ich konnte nachempfinden, wie es den Vertriebenen geht und fühlte mich der Situation hilflos ausgeliefert. Ich wusste, dass ich was tun musste. Deshalb habe mich für die Ukrainehilfe als freiwillige Helferin gemeldet. 

Wie haben Sie sich dann freiwillig engagiert?

Ich war bereit alles zu machen und habe anfangs bei der Grundversorgung mitgeholfen und Sachen verteilt. Aber den größten Bedarf gab es beim Dolmetschen. Die Menschen aus der Ukraine konnten ja kein Deutsch. Ich habe in Georgien Deutsch studiert und habe auch Sprachkenntnisse in Russisch, deshalb konnte ich für die Menschen übersetzen. Die Nachfrage nach Dolmetscher*innen war enorm groß. Ich habe geholfen Formulare auszufüllen, begleitete die Ukrainerinnen und Ukrainer zu Behördengängen und in Krankenhäuser. Zudem unterstütze ich in den Sprachcafés die Ukrainer*innen beim Deutschlernen. In den Sommerferien haben wir auch ein Sprachcafé für ukrainische Kinder angeboten. Das hat mir besonders viel Freude bereitet, da ich ausgesprochen gerne mit Kindern arbeite. 

Ich versuche immer ganz aufmerksam und empathisch zuzuhören und merke, wie sehr die Menschen das brauchen.

Was war für Sie die größte Herausforderung bei Ihren Freiwilligeneinsätzen?

Am Anfang war der Bedarf an Hilfe sehr groß. Ich habe den Fehler gemacht, dass ich vielen Ukrainer*innen meine Privatnummer gegeben habe. Mein Telefon hat rund um die Uhr geklingelt. Ich war für viele Vertriebene die erste Anlaufstelle für alle möglichen Probleme. Ich wurde angerufen, wenn jemand eine Wohnung gesucht hat oder wenn das Kind krank war oder sie nicht wissen welche Beihilfe sie bekommen. Die größte Herausforderung war, dass ich vieles selbst nicht wusste und mich erst erkundigen musste. Ich habe gelernt, Grenzen zu setzen und den Vertriebenen mehr Eigenverantwortung zuzutrauen. Manche Ukrainer*innen dachten lange, sie müssten kein Deutsch lernen, da sie bald wieder in die Heimat zurückkehren können. Sie müssen aber lernen sich hier zurechtzufinden. Mittlerweile übernehme ich nur mehr die Dolmetsch-Termine, die ich mit der Freiwilligenkoordinatorin des Diakoniewerks abstimme. Das funktioniert super!

Was waren die schönsten Erlebnisse bei Ihrem freiwilligen Engagement?

Besonders erfüllend finde ich die Gespräche, die entstehen. Bei den Dolmetsch-Terminen kommt es oft vor, dass ich eine Stunde mit einer Person gemeinsam in einem Wartesaal verbringe. Die Menschen aus der Ukraine haben ein großes Redebedürfnis. Ich höre gerne zu und sie erzählen mir vom Krieg und welche Erlebnisse sie hatten. Sie schütten ihr Herz bei mir aus. In einer Stunde erzählen sie mir oft ihr ganzes Leben. Ich versuche immer ganz aufmerksam und empathisch zuzuhören und merke, wie sehr die Menschen das brauchen. Manche fangen auch an zu weinen. Oft kommt der Termin nicht mal zustande, weil beispielsweise ein Dokument fehlt. Dann habe trotzdem immer das Gefühl, dass ich etwas Sinnvolles beitragen konnte, da sie sich eine Stunde bei mir ausreden konnten.

Liebe Frau B., wir wünschen Ihnen alles Gute und bedanken uns ganz herzlich für das sehr spannende Gespräch!

 

Sie möchten als Freiwillige*r den Ukrainerinnen und Ukrainern in Salzburg helfen?

Hier finden Sie alle Freiwilligenstellen zur Ukrainehilfe.

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